Dokumentation Gelöbnis (-Protest) am 24.5.2017:
Breitseiten gegen die Bundeswehr
Trierischer Volksfreund 22.5.2017 (Trier) Friedensaktivisten protestieren gegen ein öffentliches Gelöbnis von jungen Rekruten in Trier. Sie sehen darin eine Verklärung des Militärs und eine Anknüpfung an Wehrmachtsrituale.
22.05.2017 Bernd Wientjes und Florian Schlecht
Mitten in der Diskussion um Traditionen und Wehrmachtsandenken bei der Bundeswehr sorgt ein öffentliches Gelöbnis von 119 Rekruten am Mittwoch in Trier für Kritik. Die 119 jungen Soldaten, die erstmals vor den Kaiserthermen ihren Eid ablegen sollen, stammen vom Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken. Unter den Rekruten sind auch fünf Minderjährige. Das geht aus einer Antwort des Bundesverteidigungsministeriums auf eine Anfrage der Trierer Linken-Bundestagsabgeordneten Katrin Werner hervor. „Viele Killerspiele sind für 17-Jährige verboten, reales Tötenlernen erlaubt die Bundesregierung dagegen“, sagt der Mainzer Friedensaktivist Gernot Lennert.
Immer wieder gibt es Kritik an solchen öffentlichen Gelöbnissen. Gegner sehen darin eine Verklärung des Militärdienstes. „Dass der Veranstaltungsort öffentliches Gelände und nicht etwa der Innenhof einer Kaserne ist, zeigt deutlich die Werbestrategie, die die Bundeswehr seit einigen Jahren anwendet“, sagt Markus Pflüger von der Arbeitsgemeinschaft Frieden in Trier. Zusammen mit anderen Organisationen und Parteien wie den Grünen und Linken beteiligt sich die Arbeitsgemeinschaft an einer Demonstration vor Beginn der Militärveranstaltung.
Die Bundeswehr verteidigt das Gelöbnis in Trier. „Die öffentliche Veranstaltung soll der Verankerung der Bundeswehr in der Gesellschaft dienen“, teilt Oberstleutnant Uwe Schmelzeis, Sprecher des Landeskommandos Rheinland-Pfalz in Mainz, mit. Die Jungen Liberalen, die Nachwuchspolitiker der FDP, kritisieren den Protest an dem Gelöbnis und die Teilnahme von Bundestagsabgeordneten wie der Triererin Corinna Rüffer (Grüne).
Auch an der Form und dem Ablauf der militärischen Zeremonie samt Ehrenformation und Musikkorps entzündet sich immer wieder Kritik. Laut einer Ausarbeitung des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags von 2009 wurde die Form der öffentlichen Gelöbnisse von der Wehrmacht übernommen. „Es liegt auf der Hand, dass die propagandistische Zurschaustellung des Militärs in Zusammenhang mit der Kriegspolitik des Dritten Reiches stand. Der Bundeswehr stünde es daher gut an, auf die Fortführung dieser Tradition zu verzichten und die Gelöbnisse in schlichtem Rahmen zu belassen“, forderten die Linken bereits 2009 im Bundestag. Die Kritik an dem Gelöbnis in Trier fügt sich in die aktuelle Diskussion über ein möglicherweise falsches Traditionsverständnis bei der Bundeswehr ein.
Nach dem Auffliegen des terrorverdächtigen, rechtsextremistischen Oberleutnants Franco A. werden Kasernen systematisch nach Hinweisen auf Andenken an die Zeit der Wehrmacht durchkämmt. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hat angekündigt, auch die Namen der Kasernen zu ändern, die an Soldaten der Wehrmacht erinnern.
Würde die ehemalige Luftwaffenkaserne in Trier noch von der Bundeswehr genutzt, würde sie vermutlich auch auf der Liste stehen. Namensgeber des Stützpunktes war General von Seidel. Hans-Georg von Seidel war während des Dritten Reiches im Generalstab der Luftwaffe und zuletzt Oberbefehlshaber einer Luftflotte.
Info: Gelöbnis vor den Kaiserthermen
Die Zeremonie beginnt am Mittwoch, 24. Mai, um 11 Uhr. Der rheinland-pfälzische Innenstaatssekretär Randolf Stich (SPD) und der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD) werden daran teilnehmen.
Kommentar: nicht online verfügbar
Trierischer Volksfreund 23.05.2017
Kundgebung gegen Gelöbnis im Palastgarten
(Trier) Trier (red) "Gelöb niX! - Für eine Welt ohne Krieg, Militär und Gewalt!" lautet das Motto der Protestkundgebung gegen das Bundeswehr-Gelöbnis am Mittwoch, 24. Mai, ab 9 Uhr im Palastgarten Trier. Parallel findet in den Kaiserthermen Trier das Gelöbnis der Bundeswehr statt (der TV berichtete).
Die Protestkundgebung wird von 18 Gruppen unterstützt - darunter Die Grünen , Die Linke Rheinland Pfalz, mehrere Friedensgruppen sowie parteipolitische und kirchliche Organisationen. Redner sind unter anderem Pfarrer Detlev Besier, Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen), Stadtrat Mateusz Buraczyk (Die Linke ) und Markus Pflüger (AG Frieden ). Zudem gibt es einen Infotisch, Musik und eine Antikriegsinstallation.
Weitere Infos: www.krieg-beginnt-hier.de
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Trierischer Volksfreund 24.05.2017
CDU kritisiert Protest gegen Gelöbnis
(Trier) Trier (red) 119 Rekruten der Bundeswehr legen heute in Trier vor den Kaiserthermen ihr Gelöbnis ab. Friedensaktivisten protestieren ab 9 Uhr im Palastgarten gegen diese Veranstaltung (der TV berichtete).
Dazu teilt der stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Thorsten Wollscheid mit: "Wir können diesen mangelnden Respekt vor dem Einsatz unser Soldaten nicht nachvollziehen. Der Soldatenberuf ist kein Beruf wie jeder andere. Umso mehr stehen wir als CDU Trier dankbar und solidarisch hinter unseren Soldaten und deren Angehörigen."
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Trierischer Volksfreund 25.5.2017
Bundeswehrgelöbnis in Trier verläuft ohne Zwischenfälle (Fotos, Video)
Bernd Wientjes
(Trier) Die Vereidigung von 119 Rekruten des Fallschirmjägerregiments 26 vor den Kaiserthermen in Trier verlief ohne Zwischenfälle. Zur Gegendemonstration im nebenan liegenden Palastgarten kamen mit rund 30 Teilnehmern deutlich weniger als von den Organisatoren erwartet. Der Regimentschef hält die Veranstaltung für zeitgemäß.
Der Polizist am Eingang des Trierer Palastgarten richtet seinen Schlagstock, den er vor der Brust trägt. Zum Einsatz kommt die Waffe an diesem warmen Mai-Mittwoch aber nicht. Weniger Demonstranten als von den Veranstaltern erwartet kommen auf die Wiese in Sichtweite der Kaiserthermen, um dort gegen das öffentliche Bundeswehrgelöbnis ein paar Meter weiter zu protestieren.
Deutlich weniger als 50 Friedensaktivisten haben sich kurz nach neun Uhr vor einer kleinen Bühne, die unter einem Pavillon steht, versammelt. „Wo sind die Typen“, fragt ein Soldat in Ausgehuniform und meint damit wohl die Gelöbnisgegner, von denen sich einige auch an der Straße entlang des Palastgarten versammelt haben. „Wir tragen den Krieg zu Grabe“, heißt es auf einem Plakat. Drei Männer und eine Frau, ganz in Schwarz gekleidet, tragen einen kleinen Sarg mit einer Deutschlandfahne darüber. „Ein paar lustige Sprüche“ seien dabei, meint ein anderer Soldat später, nachdem er an den Demonstranten vorbeigegangen ist. „Wir wollen euren Krieg nicht“, heißt es auf einem anderen Plakat. Die Kaiserslauterer Friedensaktivistin Meike Capps-Schubert erklärt, warum sie hier demonstriert: „Dass bei dem Gelöbnis auch fünf unter 18-Jährige dabei sind, verstößt gegen die UN-Kinderrechtskonvention.“ Ohnehin sei die Tradition solcher Gelöbnisse sehr fragwürdig, meint sie.
Auffallend viele Polizisten sind an diesem Morgen rund um die Kaiserthermen unterwegs. Mit Zwischenfällen rechnet Einsatzleiter Ralf Krämer nicht. Und er soll recht behalten. Die Protestler bleiben friedlich. Krämer spricht von einem „Standard-Einsatz“ und lobt die Kooperationsbereitschaft der Veranstalter der Demonstration. „Kein Werben für Töten und Sterben“, ruft einer von ihnen, der Leiter der Arbeitsgemeinschaft Frieden, Markus Pflüger, den Zuhörern zu. Pflüger sieht in solchen Gelöbnissen eine Werbeveranstaltung für die Bundeswehr und damit für den Krieg. Soldatsein, sagt der pfälzische Pfarrer Detlev Bessier, sei kein Beruf. Er kritisiert, dass eine Kollegin von ihm zeitgleich mit den Rekruten, die später vereidigt werden sollen, einen Gottesdienst vor den Kaiserthermen zelebriert. Vereinzelt versuchen Teilnehmer der Demo mit Trillerpfeifen, den Ablauf der minutiös geplanten Bundeswehrveranstaltung zu stören.
Doch bis zu dem Gelöbnisplatz vor den Thermen dringen die Pfiffe nicht. Da sind die lauten Bohrgeräusche einer gegenüberliegenden Baustelle deutlich störender. Ein solches Gelöbnis sei „sehr wohl noch zeitgemäß“, sagt Oberst Andreas Steinhaus, Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 26 von dem die 119 Rekruten stammen, die heute ihren Eid ableisten. Die Soldaten schwören auf das Grundgesetz und zeigten damit, dass sie in der Gesellschaft verankert seien. Dass auch unter 18-Jährige unter den Rekruten seien, verteidigt er mit dem politischen Willen, der das mögliche mache. „Wir bilden die Kameraden aus und erst sie dann 18 sind, schicken wir sie zu den Einsätzen“. Sie sei zur Bundeswehr gegangen, weil sie nach der Schule nicht gewusst habe, was sie machen soll, sagt eine junge Soldatin im Anschluss an das Gelöbnis. Ihren Namen will sie nicht nennen. „Er sei bewusst zur Bundeswehr gegangen, „um den Menschen in den Kriegsgebieten zu helfen“, sagt der Kurde Mehmet Köse aus Trier.
Info: 119 Rekruten schwören auf das Grundgesetz
„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ Diesen Eid leisteten die 119 Rekruten des Fallschirmjägerregiments 26, die gestern an dem öffentlichen Gelöbnis in Trier teilnahmen. Mit einem lauten „Guten Tag Fallschirmjäger“ wurden sie von ihrem Oberst Andreas Steinhaus begrüßt. Stellvertretend für die jungen Soldaten leisteten sechs von Ihnen den Eid an der Truppenfahne.
Davor lobte einer der Rekruten, die in seit März in der Kaserne im saarländischen Merzig ausgebildet worden sind, die Kameradschaft und den Zusammenhalt der jungen Männer und Frauen. Sie seien als Fremde gekommen und seien nun zu Brüdern und Schwestern geworden. Der Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD), Thomas Linnertz, hob in seiner Gelöbnisrede die Bedeutung der Bundeswehr als Parlamentsarmee hervor und erinnerte an die zahlreichen Auslandseinsätze. „Die Bundeswehr ist eine Armee in der Mitte der Gesellschaft, daher ist es auch richtig ein solches Gelöbnis mitten in Trier zu veranstalten“, sagte der Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe.
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Weitere Berichte und Kommentare gab es
in der Rathauszeitung und im Trierischen Volksfreund
zudem berichtet das Fernsehen in SWR-Aktuell.